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Folter, Schauprozesse und Todesstrafe – Putin greift zu Stalins Mitteln

Das schauerliche Attentat auf ein Veranstaltungszentrum bei Moskau am 22. März wurde umgehend von einer der Erscheinungsformen des „Islamischen Staates“ beansprucht. Es war nicht die erste islamistische Terrorattacke in Russland, und nach dem aktuellen Kenntnisstand westlicher Geheimdienste dürfte es wohl auch nicht die letzte gewesen sein. Es hat halt nicht gereicht, nach der physischen Vernichtung Tschetscheniens dort ein kriminelles Marionettenregime einzurichten, um islamistischen Terror dauerhaft zu verhindern.

Russland versucht nun krampfhaft, die Ukraine für das Attentat verantwortlich zu machen. Es wurden ein paar Männer beeindruckend schnell verhaftet, und in bedenklichem Zustand der Öffentlichkeit präsentiert. Die russische Justiz will Effizienz und Härte zeigen, die offizielle Propagandamaschinerie des russischen Staatsfernsehens hat damit begonnen, sich auf die Wiedereinführung der Todesstrafe einzuschiessen. Das wird wohl auch demnächst passieren – womit der Austritt Russland aus der europäischen Zivilisationsgemeinschaft auch auf dieser Ebene unwiderruflich wird. Sogar unter den Umständen eines offensichtlich terroristisch motivierten Anschlags auf Zivilisten geht es der russischen Führung nur um eins: Härte. Gegenüber allen, die die Welt nicht so sehen, wie der Kreml und seine Propagandaarmee das vorschreiben.

Wer schlussendlich den Anschlag vom 22. März verübt hat, ist für die Handhabung seiner Konsequenzen unwesentlich. Natürlich wird nach einer ukrainischen Spur gesucht und vielleicht auch irgendwann eine präsentiert – völlig gleichgültig, ob diese plausibel ist oder nicht. Die Ukraine wird sowieso fast jeden Tag von Russland bombardiert, auch daran wird sich nichts ändern. Was sich ändern wird, ist, dass in Zukunft jemand, der in Russland nicht Putins Meinung ist, dafür offiziell mit der Todesstrafe belegt werden soll. Das hat den praktischen Nebeneffekt, dass das Regime eben nicht mehr ständig „Unfälle“ für Oppositionspolitiker, Journalisten und Publizisten inszenieren muss, um sie auch physisch loswerden zu können. Demnächst werden eine „reguläre“ Verhaftung, ein Pseudoprozess und ein Todesurteil reichen, damit sich Putin und seine Schergen ihrer Kritiker offiziell entledigen können.

Dabei wird das Regime wohl an die gute alte Tradition der grossen Geständnisse von so genannten Volksfeinden anknüpfen, die unter der Terrorherrschaft Stalins so beliebt waren. Aus Gefangenen wurde unter Folter völlig hanebüchenes Zeug herausgepresst, das sie anschliessend unterschrieben und was als Grundlage ihrer sofortigen Exekution diente. Diese „Geständnisse“ sprachen allem Verstand Hohn. Menschen, die willkürlich verhaftet worden waren und sich wenig bis gar nichts zuschulden hatten kommen lassen – ausser Stalin nicht zu passen – gaben zu, Spione in feindlichen Diensten zu sein, die Gesellschaft zersetzt, Frauen vergewaltigt und Kinder ermordet zu haben. Sie „gestanden“, Attentate mit chemischen und biologischen Waffen geplant zu haben, Stalin und die Sowjetunion zu hassen, und bis ins Mark korrupt, verweichlicht und pervers zu sein. Genau diese Art „Geständnis“ wird unter Stalins Wiedergänger Putin nun wieder in Mode kommen.

Es ist ein furchtbares Russland, das sich da vor den Augen der Welt entwickelt. Putin wird grenzen- und bedingungslosen Gehorsam von allen verlangen, ganz egal, wie unsäglich seine Absichten sind. Dabei kommt ihm das Moskauer Attentat sehr zupass. Es wird als Beweis dafür inszeniert werden, dass die Gegner überall sind, die Feinde auch im Inneren tätig, und dass diese Kategorien gnadenlos ausgemerzt werden müssen, damit der gesunde russische Körper leben kann. Dabei haben „lediglich“ ein paar Islamisten Menschen in einem Anschlag getötet, der überall auf der Welt hätte stattfinden können, und vor dem Russland sogar von westlichen Geheimdiensten gewarnt worden war. Die Berichterstattung in unseren Breitengraden zeigt sich erstaunt darüber, dass Putin diese Warnungen weggelacht hat. Hat er nicht. Er hat gehofft, sein Attentat zu bekommen, egal, wie viele Unschuldige dabei draufgehen, damit er sein schändliches kriminelles Regime weiter radikalisieren kann.

Schon Stalin wusste, dass der Tod eines Menschen eine Tragödie ist, jener einer Million Menschen aber nur mehr eine Statistik. Schon am Anfang der Herrschaftszeit Putins – vor über 20 Jahren – wurden terroristische Aktionen wie die Geiselnahme in Beslan für politische Zwecke missbraucht und genutzt. Etwas, das für sich selbst ein Verbrechen darstellt – eine Geiselnahme, die Ermordung von Geiseln, oder eben die Attacke vom 22. März – wird auf widerwärtige Art benutzt, um die eigene Herrschaft zu festigen. Diese Radikalität des Unmenschlichen war schon immer der wesentliche Charakterzug Putins. Er hat seine Herrschaft darauf gegründet, er hat sie solchermaßen fortgesetzt und er wird sie so bis zum Ende ausüben. Russland wird immer härter werden. Bis irgendjemand einmal Putin nachfolgt. Aber der wird aus Putins knochenharter Schule hervorgegangen sein und wie die dritte Reinkarnation Stalins regieren wollen. Die Welt soll sich auf einiges gefasst machen.

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